13. Oktober 2013

Der Traum vom AK Stockerl ist geplatzt

Nach unserer Schloss Cross Laufveranstaltung mache ich mich am Samstagabend mit dem Zug auf den Weg nach München. Den ganzen Tag im Wettkampfbüro war schon recht hektisch und ich komme im Zug nun runter. Auf dem Hauptbahnhof werde ich von Klaus abgeholt. Wir kennen uns nur virtuell aus Facebook und sehen uns nun das erste Mal live. Mit dem Auto fahren wir zu seiner Wohnung, die in der Nähe der Theresienwiesen liegt. Ich muß noch an der Schloss Cross Internetseite arbeiten, danach gehen wir zum Italiener. Das Läufergericht meiner Wahl ist Spaghetti und ein alkoholfreies Weizen. Wir haben die Karte vom Marathon dabei und gehen die Strecke durch. Klaus gibt mir noch ein paar Tipps zum Kurs durch München. Zurück in Klaus Wohnung lege ich mich todmüde in das Ausklappbett und höre noch kurz die Katzen, wie sie Randale machen.

Mein Handywecker klingelt leider nicht und Klaus muß mich um 7.15 Uhr wecken. Kleines Frühstück, heute laktosefrei und dann kurz nach 8 Uhr fahren wir zum Olympiastadion. Klaus nimmt an einer Studie teil und muß noch vor dem Start zur Blutabnahme in die Werner-von-Linde-Halle. Dort verlieren wir uns prompt aus den Augen und ich mache mich alleine auf den Weg zum Start. Kurz vor der Ackermannstraße treffe ich auf Oli vom Runnerspoint in Ulm. Wir quatschen ganz kurz bis wir den Block A erreicht haben, hier noch ein bisschen einlaufen und dann rein in den Startblock.
Punkt 10 Uhr erfolgt der Startschuß zu meiner ersten Deutschen Meisterschaft. Die ersten beiden Kilometer sind recht verstopft und ich muß mich durch das Feld durchwühlen. Dann treffe ich auf Ralf, ich habe ihn sofort am Laufstil erkannt. Wir waren 2011 zusammen im Trainingslager in der Türkei. Wir reden kurz über unsere heutigen Vorhaben und dann ziehe ich vorbei. Nach dem Geschwister-Scholl-Platz gibt es einen Wendepunkt. Im Gegenverkehr ruft mir Günni zu, ihn kenne ich von einer Reise zum Zermatt Marathon. Bei Kilometer 8 geht es in den Englischen Garten und es wird richtig ruhig. Das stört mich nicht weiters und ich laufe mit einem Engländer Schulter an Schulter. Ich erreiche Kilometer 15 nach 56:10 Minuten. Nach dem Englischen Garten geht es über die Isar und dann kommt ein fieser Anstieg. Dort soll ich nicht Vollgas hochlaufen, den Rat gab mir Klaus mit auf den Weg. Die Halbmarathon Matte passiere ich nach 1:19:49 Stunden und muß feststellen, dass ich das Tempo nicht mehr halten kann. Der Puls ist zwar im grünen Bereich, jedoch bekomme ich schwer Luft. Irgendwie pfeift es auf den Lungen beim Atmen. Dann passiert es, ich fliege aus der Gruppe raus und mache einen Stopp. Ich sammle mich kurz, streiche die erste Zielvorgabe und laufe wieder an, natürlich langsamer. Ich denke auch an Aufgabe, aber Aufgeben ist keine Option! Nun laufe ich zu einer Frau auf, sie scheint auch Probleme zu haben. Es ist schlimm zu sagen, aber daran tröste ich mich und überhole sogar. Bei Kilometer 29 geht es wieder über die Isar und am Deutschen Museum vorbei. Ich denke mir, nicht mal mehr eine Stunde zu laufen und kann mich damit motivieren. Mitten auf dem Marienplatz ruft jemand „Alex“. An der Absperrung stehen zwei aus der Laufgruppe und feuern mich an. Darüber freue ich mich und tanke noch mal Motivation für die restlichen 10 km. Dann kommt eine Schleife um die Münchner Universität mit zig Ecken, die wenig Spaß bereitet. Nun hat mich Ralf auch wieder eingeholt und fragt mich beim Überholen was los sei. Ich antworte ihm: „Es geht nichts mehr“. Dann links abbiegen in die Franz-Josef-Straße und dann kann ich den Olympiaturm schon sehen. Die Strecke steigt leicht, ist mir aber egal, weil meine Zeit schon lange kaputt ist. Kurz vor dem Marathontor sehe in Martin Grüning und rufe ihm ein „Hallo Martin" zu. Es ist ja schon bezeichnend, dass ich auf dem letzten Kilometer noch Chefredakteure am graumelierten Haar erkenne. Die letzte Runde im Olympiastadion genieße ich und gehe nach 2:50:50 Stunden über die Ziellinie. Die Enttäuschung ist so groß, dass ich den Fotografen den Daumen nach unten zeige und die Zunge rausstrecke. Nach dieser ersten Emotion kommt bei mir Erleichterung hoch, dass diese DM nun endlich gelaufen ist. Dieser Misserfolg muß aufgearbeitet werden, das steht fest.

Medaille_MUC

Zuhause konnte ich, mit der herzigen Medaille in den Hand,

schon wieder etwas lächeln .

www.42komma2.de -Faszination Marathon-

Chicago 2016

Chicago Marathon 2016 (Zeit 2:49:19)

Foto: Isaak Papadopoulos

Zitate


„Die besten Läufer sind die, die hart trainieren können, aber auch ein Quäntchen Faulheit haben.
Damit ihr Körper Zeit zur Regeneration findet.“

Benji Durden (Coach und Marathon-Olympiateilnehmer 1980)