18. Juni 2016

Auf der neuen Strecke zum Sieg

Ich bin nach drei Teilnahmen wieder bei der Ulmer Laufnacht in der Viererstaffel mit dabei. Dieses Mal habe ich mich von Benjamin Klöppel für das Team von Mensch & Kuhnert rekrutieren lassen. Benni hat im Namen des neuen Sponsors der Laufnacht Mensch & Kuhnert ein starkes Team zusammengestellt. Schon vor dem Start war klar, dass in der Besetzung Benjamin Köppel, David Köndgen, Micheal Neher und mir ein Platz auf dem Stockerl möglich sein müsste. Eigentlich mehr zum Jux hat Benni im Vorfeld die Vorgabezeiten in unseren Chat geschrieben. Die Vorgaben waren für Michael 30 km in 2 Stunden, ich für 20 km in 80 Minuten, Benni für 30km in 2:10 Stunden und dann noch David für 20 km wieder in 80 Minuten. Wenn jeder von uns Vieren seine Pflicht erbringt, könnte eine Zeit von unter sieben Stunden möglich sein. Ich hatte im Jahre 2010 die Staffel in einer Zeit von 7:02 Stunden bereits einmal gewonnen und war heiß, dass Ding nochmal zu gewinnen und mit diesen Jungs könnte es möglich sein.
Wir treffen uns am Freitagabend um 21 Uhr in der Lixhalle in Blaustein. Hier lerne ich David und Michael das erste mal kennen. Aber wir Läufer ticken ja alle ähnlich oder alle Läufer haben einen Tick. Jedenfalls verstehen wir uns gleich prächtig und lauschen noch dem Briefing zu. Hier wird die neue Strecke erklärt. Es sind zwei Runden mit jeweils 30 km bzw. 20 km zu laufen. Die beiden Schleifen mit Start und Ziel im Stadion sind dann zweimal zu absolvieren. Der große 100km Rundkurs rund um Ulm herum war für die Veranstalter bei einem Einsatz von 600 Helfern nicht mehr zu bewerkstelligen.
Pünktlich um 23 Uhr erfolgt der Start des 100 Km Nachtlaufes und wir schicken unseren Startläufer Michael ins Rennen. Jetzt kann ich auch das Feuerwerk bestaunen, dass ich bisher immer verpasst hatte, weil ich zu dieser Zeit noch Zuhause auf meinen Start wartete.Strecke_Laufnacht_2016Nach dem Start gehen wir wieder rüber in der Lixhalle und vertreiben und mit Läufergesprächen die Zeit. Die Jungs haben etwas Bedenken, dass eine Achterstaffel schneller sein könnte als unsere Viererstaffel. Das endkräftige ich gleich mit einer Wette. Ich sage zu einem Helfer, der auf meiner Runde an einem Versorgungsstand in Bollingen hilft, dass der erste Becher Wasser in dieser Nacht an mich geht. Benni schlägt ein, der Wetteinsatz ist ein Frühstück am nächsten Morgen.
Kurz vor ein Uhr gehen wir wieder ins Stadion, denn die Zwischenzeit von Michael war top. Er läuft einen 4er Schnitt und das in diesem Gelände bei Nacht. Wir erblicken aus der Ferne einen Läufer begleitet von einem Radfahrer. Nachdem wir keinen Radler dabei hatten, muß es ein Begleitradler vom Veranstalter sein. Als Michael mir die Startnummer in die Hand drückt, zeigt die Uhr noch keine zwei Stunden an. Nachdem wir das Stadion verlassen haben, stelle ich mich dem Radfahrer vor und frag ihn, ob er die Strecke auch kennt. Er kennt die Strecke und ist sie auch eine Woche vorher abgefahren. Das gibt mir Sicherheit, denn ich hatte wirklich Angst als Führender irgendwo falsch abzubiegen. Und so renne ich durch die Nacht auf teilweise morastigen schmalen Wegen. Ich muß mich höllisch konzentrieren so im Halbdunkeln einen 4er Schnitt zu laufen. Da muß jeder Tritt sitzen, dennoch knicke ich zweimal kurz um, kann aber ohne Drosselung der Geschwindigkeit weiter laufen. Am steilen Anstieg nach Bermaringen hoch, schließt der Streckenchef mit seinem E-Bike zu mir auf. Er meinte, dass wir ein Wahnsinns Tempo vorlegen und schon einen großen Vorsprung hätten. Mein Radfahrer ist zu diesem Zeitpunkt schon etwas vorrausgefahren, denn am Berg hole ich ihn auch schon wieder ein. Er hat mir aber vorher noch erklärt wie die Strecke weiter verläuft und mich vor dem ausgefahrenen Grasweg gewarnt. Die Steigung kostet Zeit, ich habe fast 160 Höhenmeter überwunden. Ich bin dann auch wirklich der erste, der an der Versorgungsstation in Bollingen einen Becher aufnimmt. Wette gewonnen. Jetzt geht es leicht abfallend durchs Kiesental wieder zurück nach Blaustein. Trotzdem sind noch zwei gifte Anstiege zu laufen, mit denen ich nicht gerechnet hatte. Bei Kilometer 18 bemerke ich, dass die Streckenlänge nicht stimmen kann, denn Blaustein ist noch zu weit weg. Der schmale Trampelpfad kurz vor Blaustein ist ebenfalls total aufgeweicht und nicht einfach zu laufen. Kilometer 20 piept auf der Uhr und noch keine Spur vom Stadion. Am Ende sind es 21,6 Kilometer, die ich in einer Pace von 4:03 min/km runterspulen konnte. Schneller war in dieser Nacht keiner auf diesem Abschnitt. Ich übergebe an Benni, der schon ganz ungeduldig gewartet hatte, weil ich ja sieben Minuten länger unterwegs war. Benni unterbietet seine Vorgabezeit und läuft die 30 km Runde in 2:07 Stunden. Unser Schlußläufer David läuft den Sieg sicher und souverän nach Hause. Wir überqueren die Ziellinie alle vier gemeinsam nach 7:04:05 Stunden und gewinnen die Viererstaffelwertung mit über 30 Minuten Vorsprung. Was mich persönlich ärgert ist, dass die Streckenlänge nicht gestimmt hat und wir insgesamt fast 103 km gelaufen sind. Denn wir hätten die 100 Kilometer in unter sieben Stunden laufen können.Ziel_Laufnacht_2016

Die siegreiche Viererstaffel von links: David Köndgen, Benjamin Köppel, Alex Schwarz und Michael Nehher.